I. Sprachgestaltung als Kunst
Im September 2021 beginnt bei amwort ein neuer Studiengang:
Studiengang künstlerische Sprachgestaltung
„Mein unermesslich Reich ist der Gedanke –
Und mein geflügelt Werkzeug ist das Wort.“ *
Das Werkzeug des menschlichen Geistes ist die Sprache. Dieses Werkzeug kennen- und handhaben zu lernen, ist Weg und Ziel der künstlerischen Ausbildung in Sprachgestaltung.
Im gewöhnlichen Leben identifiziert sich der Mensch mit dem, was er spricht. Doch bei näherer Beobachtung ringt der Mensch mit seiner Sprache; oft gelingt es ihm nicht, den adäquaten Ausdruck zu finden für das, was er in Worte fassen will. Sich dem Wesen seiner eigenen Sprache zu nähern, so dass sie seine Gedanken und Gefühle auch sprachlich offenbaren kann, bedeutet, den Weg der Entdeckung und Bewusstmachung zu betreten, um zu erfahren, was Sprache ist und woher sie kommt.
Zu Beginn seines Lebens erlernt der Mensch in seinen ersten drei Lebensjahren die Aufrechte und das Gehen, den Erwerb des Sprechens, und das Bilden von Vorstellungen und Gedanken: Gehen – Sprechen – Denken.
Diese grandiosen Fähigkeiten hat das kleine Kind nicht erlernen müssen, es bringt sie aus seiner geistigen Heimat heraus mit auf die Erde: sie werden geweckt durch die Kräfte der Nachahmung, die das Kind veranlassen, nachzuahmen alles, was es sieht, hört und erlebt um sich herum.
Der Prozess des Spracherwerbes ist heute bis in das kleinste Detail empirisch erforscht, und dennoch bleibt er ein Wunder, denn er berührt die eigentlichen, geistigen Quellen des Lebens. Diese Quellen des Lebens sind auch die Quellen der Kunst, ohne eine Berührung dieser Quellen bleibt alles künstlerische Schaffen blosses Kunsthandwerk.
Die neue Methode der Ausbildung in Sprachgestaltung geht zurück zu diesen Quellen der Sprachentstehung, der Sprachbildung; sie stützt sich dabei auf die Beobachtung der Entwicklungs-Schritte beim Sprechenlernen des Kindes. Der Studierende vollzieht sie bewusst nach, er erlebt an sich selber, wie Lautbildung, Lautgebärde, Lautempfindung entstehen, er erfährt, dass alles Sprechen auf Bewegungen gründet, und beim Sprechvollzug der gesamte Mensch – wie beim Kind zu beobachten – beteiligt ist, nicht nur der Sprachorganismus.
Die Ausbildung nach dieser Methode vermittelt nicht allein die Fähigkeit, Dichtung künstlerisch zu gestalten nach den Gesetzen der Sprache, sie legt auch die Grundlagen für ein tieferes Verständnis der Erziehungskunst, und macht erfahrbar, dass durch geist-gerechtes Handhaben der Sprache ein Instrument gebildet wird, welches Verantwortung verlangt und segensreich wirken kann in der sozialen Verständigung von Mensch zu Mensch.
*Friederich Schiller, aus: Huldigung der Künste, Poesie
Dozenten: Agnes Zehnter, Ursula Ostermai, Kirstin Kaiser u.a.
Durch Übungen wird das eigene Instrument geschult, durch die Arbeit an der Dichtung – Interpretation, Gestaltung, künstlerische Präsenz – wird die Dichtung selbst zum Schulungsweg: „Atmet den Geist einer Dichtung ein, und ihr werdet ihn wieder ausatmen.“ (Marie Steiner)
Die Dozenten verstehen sich als Wegbegleiter zu dem Ziel, die individuellen künstlerischen Anlagen der Studenten zu entwickeln und zu Fähigkeiten heranzubilden.
Vollzeitstudium/Erstausbildung: Montag bis Donnerstag Vormittag
Bewerbung: Senden Sie uns einen tabellarischen Lebenslauf, ein Motivationschreiben und ein Foto an: amwort, Ruchtiweg 5, CH 4143 Dornach, oder per Mail an: amwort@atka.ch
Anmeldeformular: Link zur Anmeldung
Unterrichtsfreie Zeiten/Selbstlernzeiten
Herbst: 1 Woche
Weihnachten: 3 Wochen
Fasnacht: 1 Woche
Ostern: 2 Wochen
Sommer: 8 Wochen
II. Sprachgestaltung in der Pädagogik
aktuelle Informationen auf Anfrage: amwort@atka.ch
Schulkreis Sommer 2019:
Die Kunst der Sprache.PDF
Es werden die künstlerischen und methodisch-didaktischen Grundlagen für das pädagogische Berufsfeld für Sprachgestalter erlernt.
Fächerkanon
Lehrplan der Waldorfschule/Rudolf Steiner Schule; Menschenkunde; Sprachgestaltung in den verschiedenen Klassenstufen; Morgensprüche; künstlerische Arbeit mit Klassen, Lehrern, Eltern; Grundlagen der Regie für Klassenspiele; Grundlagen der therapeutischen Arbeit mit Kindern, Gesprächsführung; Prozessverantwortlichkeit; eigener Schulungsweg; Selbstverwaltung im Schulorganismus; praktische Gestaltungsfragen, Hospitationen, Praktika u.a.m.
Voraussetzungen
Der Studiengang kann parallel zum Studiengang I belegt werden (Sprachgestaltung als Kunst).
Ausserdem ist er als Weiterbildung für Sprachgestalter, Pädagogen, Pädagogikstudierende und Interessierte offen. Es können auch einzelne Wochenenden/Wochen besucht werden.
III. Kunsttherapie, Fachrichtung Drama- und Sprachtherapie
Der nächste berufsbegleitende Kurs beginnt im Sommer 2024. Sie können sich laufend auf die Interesseliste setzen lassen und erhalten so alle nötigen Informationen.
Fächer
Der Studiengang ist inhaltlich in drei Rahmenthemen unterteilt, die sich an Hauptwirksamkeiten der Sprache im Zusammenspiel mit der Gliederung der menschlichen Organisation nach drei Systemen orientieren. Durch die Einbettung des theoretischen Fachwissens in regelmässige praktisch-übende Tätigkeit entwickeln die Studierenden ihre therapeutische Kompetenz fortwährend in der Auseinandersetzung zwischen medizinischen, psychologischen und patho-psychologischen Konzepten und der eigenen Person als Instrument. Dementsprechend wechseln in den Unterrichtswochen der Therapieausbildung theoretischer Unterricht, Falldarstellungen und praktisches Üben regelmässig ab und ermöglichen einen Fähigkeitserwerb durch den ganzen Menschen.
Rahmenthemen
- Sprache als Atemgestaltung – das rhythmische System als Zeitorganismus.
- Sprechen als Selbstvergegenwärtigung – die Sinnes-Nervenorganisation als Spiegel und Formgeber.
- Sprache als manifeste Gebärde – Stoffwechselprozesse und Gliedmassen in Auseinandersetzung mit der Umwelt.
- Grundlagen der Dramatherapie.
- Die Rahmenthemen werden ergänzt durch flankierende Nebenfächer zu berufskundlichen Themen und anthroposophische und humanistische Hintergründe.
- Nebenfächer: Fachgrundlagen und Berufsrolle.
Aufbau des Studiums
Dauer: 4,5 Jahre berufsbegleitend
Pro Jahr: 9 Wochenenden (Freitag bis Sonntag) in Sprachgestaltung und Therapeutischer Sprachgestaltung, 2 Intensivwochen (Montag bis Freitag) und 19 Wochenenden weitere Grundlagen (Zusatzmodule im Rahmen der a t k a), Praktikum